2022- 100 Jahre Kurt Gropp

Am Sonnabend dem 02.07.2012 konnte das Musikinstrumenten-Museum Markneukirchen mit einer weiteren Sonderausstellung an die Öffentlichkeit gehen. Diese kann bis einschließlich 30. September im Sonderausstellungsbereich des Sägewerks / der Stadtgeschichtsausstellung zu den bekannten Öffnungszeiten des Museums besichtigt werden.

Etwas über 40 Besucher waren es dann auch, welche neben der Besichtigung der Sonderausstellung auch ein kleines, aber sehr anspruchsvolles Rahmenprogramm geboten bekamen. Erst kürzlich preisgekrönt beim Bundeswettbewerb “Jugend musiziert” stellte das Gitarren-Quartett der Musikschule Markneukirchen drei Titel vor. Mit den begabten Schülerinnen Hanna Voigt (Markneukirchen), Finnja Glaser (Muldenberg), Chelsy Bücking und Nora Körner (beide Klingenthal) kann Gitarrenlehrerin Sandra Weber zu Recht in Zukunft auf weitere Aufmerksamkeit und Anerkennung ihrer Leistungen hoffen. Die jungen Mädchen musizierten dann auch mehrheitlich auf Gitarren der Meisterwerkstatt Armin & Mario Gropp, wodurch auch die Überleitung und der unverzichtbare Zusammenhang mit der Sonderausstellung aufgezeigt wurden.

Denn 2022 kann die vogtländische Musikinstrumentenbranche und die aufmerksame Musikwelt auf das 100jährige Gründungsjubiläum der Firma Kurt Gropp zurückblicken. Dass es eigentlich mehrere Gründungsdaten gab, also Kurt Gropp zwischen 1917 und 1922 alljährlich mit den verschiedensten Händleraktivitäten in Erscheinung trat, brachte Museumsmitarbeiter Mario Weller in seinem Vortrag zum Ausdruck. Dem offiziellen Handelsregistereintrag folgend wurde die Firma als „Musikinstrumenten-Handlung“ gegründet. Viele Jahre lag auch das Firmenziel beim Handel ausschließlich an Musikhäuser, nicht an den Endkunden. Nach einer kaufmännischen Ausbildung bei C. A. Wunderlich in Siebenbrunn war dieser Ortsteil von Markneukirchen Sitz von Kurt Gropp, ehe er 1925, frisch verheiratet und ein Wohn- und Geschäftshaus errichtend, in Breitenfeld ansässig wurde. Den ungünstigen Bedingungen der Weltwirtschaftskrise geschickt ausgewichen, konnte er in den 1930er Jahren personell aufstocken und sich weiterhin als seriöser Geschäftspartner sowohl für seine Kundschaft als auch für seine schier unzähligen Zulieferbetriebe etablieren. Nachdem ab Frühjahr 1947 erstmals die Leipziger Messe wieder besucht werden konnte, erfolgte im Jahre 1949 der Einstieg in die eigene Produktion von vorwiegend Zupfinstrumenten. Zwei von Kurt Gropps Söhnen, Gerhard und Armin, erlernten Zupf- sowie Streichinstrumentenmacher und konnte damit die Firma erweitern. Fast möchte man die folgende Zeit als eine goldene bezeichnen, denn neben Handel und Fertigung konnte eine sog. "Wischerwerkstatt" eingerichtet werden, in welcher man Wischer für Holzblasinstrumente ebenso fertigte wie Kinnkissen für Geigen sowie Gitarren-Tragbänder. Nachdem in den 1950er Jahren Kurt Gropps Söhne Gerhard und Armin den Meistertitel erworben hatten, konnte in den 1960er Jahren ein Personal-Höchststand von 22 Mitarbeitern erreicht werden.

Eine jähe Zäsur erfolgte 1972, als das Unternehmen Gropp von der SED Kreisleitung enteignet und unter dem Namen "VEB Perlgold Musikinstrumente“ verstaatlicht wurde.
Mit einem Stamm von 10 Mitarbeitern darf Kurt Gropp noch bis 31.12.1974 als Chef der Firma agieren, ohne jedoch die Rechte eines Inhabers zu besitzen. Mit Beginn des Jahres 1975 wird sie dem VEB Sinfonia untergeordnet. 1979 verstirbt Kurt Gropp nach einem 64 Jahre währendem Berufsleben. Unter der Führung seiner Söhne Gerhard und Armin werden weiterhin Meisterinstrumente gefertigt. 1983 wird der gesamte VEB Sinfonia dem VEB “Blechblas- und Signalinstrumentenfabrik” zugeschlagen, ein Fehler, welcher im kommenden Jahr mit der Zuordnung zum VEB Musima formell revidiert wird. Der Verleihung des „Ehrenpreis 2. Klasse im Musikinstrumentenbau“ 1987 folgt am 01.05.1990 die Eröffnung der eigenen Werkstatt als „Armin Gropp – Gitarren- u. Lautenbau“. Seit 2001 als „Meisterwerkstatt Armin & Mario Gropp GbR - Klassischer Gitarren- & Lautenbau“ bestehend, arbeiten Vater und Sohn bis heute zusammen in der Breitenfelder Werkstatt.

Die Exponate der Sonderausstellung – Handelsware wie auch in den Werkstätten Gropps angefertigte Instrumente und Bestandteile – entstammen zum größten Teil aus der Privatsammlung von Armin und Mario Gropp. Gezeigt werden Mandolinen, deren Spielplatten, Pikkoloflöten, Okarinas, ein Czakan, eine Tenorflöte, Violinen, Violinböden, eine Laute, eine Gitarroline, eine Domra sowie fünf Gitarren. Als Leihgabe eine Halbresonanz-Gitarre der Marke „Perlgold“ und als absolutes Unikat ein Upright-E-Bass, einst gehandelt in der Breitenfelder Firma. Gezeigt werden Stimmpfeifen, Tragbänder, Saiten, Kolophonium etc., einst zu Tausenden ein- und wieder verkauft. Insgesamt acht Kopier-, Versand- und Rechnungsbücher und neun Kataloge / Preislisten füllen die Vitrinen und zeugen von der damaligen Buchführung innerhalb der Firma wie auch von der Außenwirkung gegenüber der Kundschaft. Anhand der die Generationen überstandenen Firmenschilder kann die Geschichte der Firma Kurt Gropp vom Händler zum Produzenten und bis zum heutigen Tage als erstklassige Meisterwerkstatt für Gitarren- und Lautenbau gut nachvollzogen werden.

Musikalisch abgeschlossen wurde die gelungene Eröffnung durch die Fachhochschüler Pele und Geon, welche mit „Variationen“ über ein Thema von Mozart und der „Serenade“ von Philip Roshger erneut mit Gitarren haben aufhören lassen. Besonders stolz konnte man am Tag der Eröffnung über die persönliche Teilnahme von Armin Gropp an dieser Veranstaltung sein. Er und sein Sohn Mario waren es dann auch, welche von zahlreichen Anwesenden zum Firmenjubiläum beglückwünscht wurden. Viele politische wie auch wirtschaftliche Veränderungen überstehend, lebt das Erbe der 1922 gegründeten Firma Kurt Gropp und sein solider Unternehmergeist bis in die Gegenwart blühend fort.

einige Bildimpressionen von der Ausstellung