2013 - Blockflöten

Die vergessene und wiederentdeckte Blockflöte.

Sonderausstellung von Peter Thalheimer am Markneukirchner Museum

der folgende Beitrag dazu wurde veröffentlicht in: Tibia. Magazin für Holzbläser 38. 2 (2013), S. 445-446.
Autor: Dr. Enrico Weller

In den letzten Jahren konnte die Ausstellungsfläche des Musikinstrumenten-Museums Markneukirchen im benachbarten Areal
eines ehemaligen Tonholz-Sägewerks bedeutend erweitert werden. Hier wurde Raum geschaffen für weitere Exponate zur
Instrumentenbaugeschichte, für historische Werkstätten und Maschinen, für die 2010 hergestellte Riesengeige und die Riesentuba.
Es entstanden eine stadtgeschichtliche Ausstellung, ein kleiner Konzertraum und darüber hinaus gibt es nun bedeutend mehr Platz
für gelegentliche Sonderausstellungen.

Diese Ausstellungen und die dazugehörige Publikationsreihe stehen unter dem Motto "Meisterleistungen deutscher
Instrumentenbaukunst". Damit möchte man die umfangreiche Markneukirchener Sammlung in unregelmäßigen Abständen ergänzen
und dabei vor allem ein Podium für Privatsammler, Freunde und Partner des Museums bieten, deren Arbeit so eine breitere
Öffentlichkeit erreichen kann, aber auch die Erforschung der regionalen Instrumentenbau-Geschichte vorantreibt. Nach den
Ausstellungen zum Berliner - aber ohne Markneukirchen undenkbaren - Klarinettenbauer Oskar Oehler (2008) und zum
Markneukirchner Gitarrenbauer Richard Jacob "Weißgerber" (2010) ist die dritte Exposition der Blockflöte gewidmet.

Ihr Initiator, Leihgeber und Autor ist Peter Thalheimer, Professor em. für Historische Aufführungspraxis, Blockflöte und Traversflöte
an der Hochschule für Musik Nürnberg. Mit seiner 2010 erschienenen Monografie Die Blockflöte in Deutschland 1920 1945.
Instrumentenbau und Aspekte zur Spielpraxis (Tübinger Beiträge zur Musikwissenschaft Band 32, Tutzing: Hans Schneider, 2010)
hat er ein wichtiges und bisher nur ungenügend beachtetes Kapitel der Blockflötengeschichte umfassend aufgearbeitet. Da
dies zum großen Teil ein (ebenfalls nur ungenügend bekanntes) Kapitel der Instrumentenbau Geschichte im sächsischen Vogtland
ist, schließt sich der Kreis nach Markneukirchen.

Hier werden nun von Mai bis Ende Oktober dieses Jahres 2013 200 Blockflöten aus der umfangreichen Sammlung Thalheimer
zu sehen sein, die in den Jahren 1926 bis 1945 in vogtländischen Werkstätten entstanden sind. Mit dem Ausstellungsmotto
"Vergessen und wieder entdeckt: die Blockflöte" knüpft Peter Thalheimer an die Druckausgabe seiner Dissertation an, geht
aber mehr vom Instrumentarium aus. Es stehen weniger die Hintergründe und die Pioniere der Blockflötenrenaissance,
also die Anreger, Hersteller, Händler, Komponisten, im Vordergrund, sondern die Instrumente in ihrer für die kurze Zeit
beachtlichen Vielfalt.

Nach den Modellen des ersten Anfangs wird sich Thalheimer den Blockflöten-Stimmwerken, den Miniaturen, den Blockflöten
mit Halbtonklappen widmen, ferner den Sechsloch-Flöten ohne Daumenloch, pentatonischen Flöten, der Modellvielfalt von
13 Werkstätten, den unterschiedlichen Blockflöten-Mensuren etc. Die sogenannten Schulblockflöten werden genauso
thematisiert wie die Erfindungen und Gebrauchsmuster im Bereich der Blockflöte. Abschließend werden Blockflöten
prominenter Vorbesitzer gezeigt, also besondere Sammlerstücke, die ihren Wert weniger in handwerklichen Details besitzen,
sondern in musikhistorischen und -soziologischen Konnotationen.

Der Katalog zur Sonderausstellung wird als Band 3 der Reihe "Meisterleistungen deutscher Instrumentenbaukunst" vom
Verein der Freunde und Förderer des Musikinstrumenten-Museums Markneukirchen herausgegeben. Durch den
stärkeren instrumentenkundlichen Ansatz dürfte er eine gute Ergänzung und Vertiefung der bereits vorliegenden
umfangreichen Monografie des Autors darsrellen.

Zur Eröffnung der Ausstellung findet am Sonntag, dem 5. Mai 2013, 20 Uhr ein Konzertvortrag von Professor Thalheimer
und dem Ensemble Flauti a Quattro (Peter Thalheimer, Claudia Lange, Eva Praetorius, Daniela Holweg) statt. Es erklingen
Werke von Palestrina, Dowland, Scarlatti, Blochwitz, Keetman, Pook, Bornefeld, Schmid, Hindemith u. a. Musiziert wird
ausschließlich auf Instrumenten der Ausstellung.
Eine CD-Aufnahme mit diesen vielgestaltigen Flöten wird bis Anfang Mai 2013 ebenfalls vorliegen.

Wer ohnehin einmal die Orte der deutschen Blockflöten-Renaissance im Oberen Vogtland besuchen will, dem bietet sich
also in diesem Jahr (2013) ein guter Anlass. Die Sonderausstellung kann vom 5. Mai bis 31. Oktober 2013 täglich
außer Montag zu den Öffnungszeiten des Musikinstrumenten-Museums Markneukirchen (10 16 Uhr) besichtigt werden.

Weitere Informationen unter: www.museum-markneukirchen.de