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Der Saxophonbau auf deutschsprachigem Gebiet

Meisterleistungen deutscher Instrumentenbaukunst Band 6

FASZINATION SAXOPHON - DER SAXOPHONBAU AUF DEUTSCHSPRACHIGEM GEBIET


Autor: Günter Dullat - mit Beiträgen von Manfred Heidler ~ Klaus Hoffmann ~ Frank Lunte ~ Ulf Wachsmuth ~ Enrico Weller

Erst ca. 60 Jahre, nachdem der geniale Erfinder Adolphe Sax in Paris sein von ihm erfundenes Saxophon um 1840 einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt hatte und bald danach die erste weltweite Saxophonproduktion etablierte, begründete im Jahre 1901 die Deutsche Holzblasinstrumenten-Fabrik Oscar Adler & Co. in Markneukirchen (i. Vogtl.) mit vier Arbeitern den industriellen Saxophonbau auf deutschsprachigem Gebiet. Werbeschriften, Kataloge und Kommentare verkündeten zu jener Zeit patriotisch und voller Nationalstolz, dass man nun nicht mehr auf amerikanische und französische Saxophone angewiesen sei. Und die beiden deutschen Blasinstrumenten-Hersteller Heckel und Gebr. Alexander, die bereits um 1889/90 Saxophone in kleinen Stückzahlen bauten, sprechen in ihren Katalogen stolz vom ‚deutschen’ bzw. ‚deutschen Armee-Saxophon’, womit gleichzeitig ihr Einsatzbereich im Militärbereich vorgezeichnet ist. Bereits nach 1890 treten die Saxophone vereinzelt in deutschen Garderegimentern auf, später erscheinen sie, nun auch schon mehrfach besetzt, in deutschen Heereskapellen bzw. Musikkorps und schließlich nach dem 2. Weltkrieg in der Bundeswehr.
Schon bald nach dem 1. Weltkrieg, als Swing und Jazz und mit ihm das Saxophon von den Vereinigten Staaten auch nach Deutschland herüberschwappte und rasch ein großes Publikum für sich vereinnahmte, stieg zwangsläufig auch die Nachfrage nach Saxophonen rasant an. Das Saxophon hatte nun auch in Deutschland endgültig seine Liebhaber, es war ‚in’ und sein Einsatz in den zahlreichen Combos der Kaffeehäuser und Big Bands jener Zeit machten es zu einem unverzichtbaren Solo- und Begleitinstrument. Die Beliebtheit dieses Instruments konnten auch nicht seine Verwendung in Deutschland nachhaltig beeinträchtigen, als man dieses schöne Instrument und die Auswüchse der Jazz-Musik mit einer ‚verrohten Niggermusik’ Anfang der 1930 diffamierte und ihm ideologisch verblendete Gegner in einem wild um sich greifenden Rassenwahn einen perversen, näselnden und verlogenen, blökend und ekelerregenden Klang attestieren wollten. Erst um 1935 hatte man endlich erkannt, dass auch das Saxophon eine klangliche Bereicherung in der Militärmusik darstellt und folgerichtig seinen Einsatz in weiten Bereichen der Musikkorps (später der Bundeswehr) bestimmt. Als im Herbst zum Parteitag in Nürnberg unter Obermusikmeister H. F. Husadel das Flieger-Musikkorps unter seinen 57 Musikern nun auch vier Saxophone etatmäßig einsetzte, war ihr weiterer Einsatz im deutschen Luftwaffen-Militärbereich nicht mehr wegzudenken.
Während sich nach O. Adler in Markneukirchen und Umgebung weitere bedeutende Saxophonbauer etablierten und z. T. bis zur Gegenwart in der Nachfolgeschaft, häufig nun auch unter einem anderen Firmennamen, erfolgreich produzieren, war es im benachbarten Graslitz, das damals noch zu Böhmen gehörte, die zu jener Zeit schon weltweit bekannte Holzblasinstrumentenbau-Firma V. Kohlert’s Söhne, die nahezu zeitgleich um 1900 mit Adler die fabrikmäßige Saxophonproduktion aufnahm
(in einem Firmenkatalog heißt es u. a., dass man sich bereits um 1885 mit dem Saxophonbau beschäftigte). Ihr folgten 1925 Deutschlands erfolgreichster und bekanntester Saxophonhersteller Julius Keilwerth. Weitere mittelständische Unternehmen etablierten sich in den Folgejahren und ließen daneben auch so manches außergewöhnliche Instrument entstehen. Daneben betrieben aber auch zahlreiche Einzelmeister erfolgreich ihre kleineren Werkstätten.
Die Sonderausstellung und ein aufwendig künstlerisch gestalteter Katalog, in dem alle 100 Exponate farbig abgebildet und bautechnisch beschrieben werden, bieten dem interessierten Besucher, Saxophonsammler und -spieler sowie dem Leser einen überschaubaren Überblick über den Saxophonbau auf deutschsprachigem Gebiet, verdeutlichen Zusammenhänge in der Weiterentwicklung der Saxophone und dokumentieren eindrucksvoll die Entwicklung und Schaffenskraft deutschsprachiger Saxophonbauer. Unter den zahlreichen Exponaten, die in dieser konzentrierten Form zum ersten Mal einer größeren Öffentlichkeit präsentiert werden können, befinden sich auch so imponierende Bauformen und unverwechselbare Raritäten wie etwa ein Kontrabass-Saxophon der Firma F. X. Hüller aus den 1930ern, frühe Instrumente der bedeutenden Firmen Gebr. Alexander sowie O. Adler, G. H. Hüller, Gebr. Mönnig, V. Kohlert’s Söhne, Jul. Keilwerth sowie vielen kleineren aber nicht weniger bedeutende Saxophonbauern. Schließlich werden mit dem Soprillo und dem stilistisch beeindruckenden Tubax zwei außergewöhnliche Entwürfe des jungen Instrumentenbauers B. Eppelsheim präsentiert, in denen der Begriff ‚Kunsthandwerker’, mit dem sich der gesamte Instrumentenbau seit Jahrhunderten umgibt und identifiziert, eine neue Bedeutung erfährt.

A4, Softcover
360 Seiten
zweisprachig (deutsch/englisch)
100 Instrumente mit farbigen Katalog- und Detailfotos + weitere ca. 100 teils farbige sowie schwarz-weiße Illustrationen
ISBN: 978-3-00-053236-8
Nettogewicht: 1,65 kg

Herausgeber:
Verein der Freunde und Förderer des Musikinstrumentenmuseums Markneukirchen e.V.

Artikelnummer: 509

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